
Trommeln für die Erde: Ein Tag im Zeichen der stillen Wildnis und hörbaren Verbundenheit
Start in den Tag: Ein Erdheilungsplatz mit Charakter
Am 23. Juni 2025 führte uns unsere Reise zuerst in das Mittelrheintal – zu einem ganz besonderen Erdheilungsplatz bei Bingen, oberhalb von Oberdiebach. Die 1.242 m² große, steile Hangfläche liegt versteckt im Landschaftsschutzgebiet und zeigt eindrücklich, wie sich Natur ihre Räume zurückerobert.
Bereits beim Betreten der Fläche offenbarte sich ihre besondere Atmosphäre: Ein umgestürzter, moosbedeckter Baum mit noch lebendiger Krone, wild wachsende Strukturen und – als Überraschung – ein bewohnter Fuchsbau mitten im Hang. Die Fläche wirkt ursprünglich, beinahe märchenhaft.

Weg ist nicht gleich Weg – aber jeder Schritt lohnt sich
Die Erkundung war alles andere als einfach: Trockener Boden, steile Hänge und dichter Bewuchs machten den Aufstieg anspruchsvoll – der Abstieg sogar noch mehr. Kleine Kratzer und stolpernde Momente gehörten dazu, aber sie verdeutlichen einmal mehr, wie unberührt und lebendig solche Orte sind.
Unten angekommen, stellten wir unser Erdheilungsplatzschild auf – als stilles Symbol für Schutz, Rückzug und neue Wildnis.

Trommeln in der Stadt: Natur zwischen Aufmerksamkeit und Ablehnung
Nach dem Besuch des Erdheilungsplatzes ging es weiter in die urbanen Zentren: Zuerst nach Mainz, zur Staatskanzlei von Rheinland-Pfalz. Direkt vor dem Eingang begann Tilo zu trommeln – als Geste der Verbundenheit mit der Erde. Die Reaktion war offen und neugierig. Mitarbeitende kamen heraus, es entstanden Gespräche, Fragen und Interesse. Auch die Polizei blieb ruhig und zugewandt – bat lediglich um etwas räumlichen Abstand.
In Wiesbaden, vor der hessischen Staatskanzlei, war das Bild ein anderes: Wieder das Trommeln – diesmal aber ohne jeden Dialog. Stattdessen kamen zwei Polizeiwagen mit Blaulicht. Es folgte eine Kontrolle, die höflich, aber deutlich war: Das Trommeln solle beendet, der Ort verlassen werden. Kein Gespräch, kein Austausch. Nur Regelwerk.
Eine Frage bleibt: Wie sichtbar darf die Erde noch sein?
Diese Kontraste zeigen, wie unterschiedlich Orte reagieren – auf eine einfache, friedliche Geste wie das Trommeln für die Erde. Und sie werfen Fragen auf: Wo hat Natur noch Raum in der Gesellschaft? Wann wird sie gehört – und wann überhört?
Es zeigt sich: Kleine Gesten, große Wirkung
Der Tag endete mit der Rückkehr nach Wachtberg – voller Eindrücke, Gedanken und der Überzeugung, dass genau solche kleinen Handlungen wichtig sind. Die Natur braucht Menschen, die für sie eintreten. Spürbar und ehrlich.