Geheiltes Land
Eine Stiftung kauft wirtschaftlich genutzte Flächen auf, um sie der Natur zurückzugeben. Welchen Zweck diese kleinen Inseln haben sollen.
BADEBORN/DARDESHEIM/MZ. Inmitten großer Ackerflächen bei Badeborn liegt ein kleines Stückchen Land. Ein Dreieck, knapp anderthalb Hektar groß, etwas größer als ein Fußballfeld, das der Natur wieder zurückgegeben wird. Ein Erdheilungsplatz.
So nennt die Stiftung Erdheilungsplätze jene Flächen, die sie kauft und renaturiert. Im Landkreis Harz gibt es neben Badeborn so einen Platz in Dardesheim, 2,5 Hektar sind es dort: ein ehemaliger Müllplatz, der von der Gesellschaft zur Sanierung von Altlasten von den Altlasten befreit wurde und dann zum Verkauf stand.
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"Wir geben der Natur die Wildnis zurück"
Prof. Thilo Hildebrandt Vorstandsvorsitzender
"Badeborn haben wir auf einer Verkaufsplattform gefunden und von einem Makler angekauft. Die Fläche wurde begonnen zu renaturieren, lag aber dann brach. So haben wir sie im letzten Jahr gekauft und werden sie in der nächsten Zeit wieder von altem Bewuchs befreien, der dort nicht hingehört. Damit können sich die gesetzten standortheimischen Waldbäume und Sträucher entwickeln“, erklärt Thilo Hildebrandt, Vorstandsvorsitzender der Stiftung.
Auf den Flächen sollen jeweils standorttypische Bäume, Sträucher oder auch Wiesen wachsen, sagt er und erklärt: „Wir geben der Natur die Wildnis zurück.“ Die Flächen würden nicht ökonomisch genutzt und hätten alle Zeit, sich zu entwickeln, denn laut Satzung werden sie nie mehr verkauft.
Auf einem Satellitenfoto erscheinen diese Erdheilungsplätze in Badeborn und Dardesheim wie kleine Inseln inmitten der umliegenden Ackerflächen. Wie wichtig ist so ein kleines Stück Land angesichts der großen, vermutlich landwirtschaftlich intensiv genutzten Fläche drumherum? Lässt sich damit überhaupt etwas für die Natur bewirken?
Ja, sagt Thilo Hildebrandt: „Gerade die kleine ökologische Insel gibt den Tieren ein Rückzugsgebiet. Wenn Sie sich dort hinsetzen und ruhig beobachten, sehen Sie die Wildvögel über der Fläche kreisen. Rehe, Hasen, Hamster, Igel, seltene Vögel wie Gimpel, Kiebitz werden Sie sehen und in Badeborn haben wir sogar eine Wiesenweihe gesichtet. Wir schaffen Biodiversität für Kleinlebewesen, Insekten und seltene Pflanzen. Damit ziehen wir auf unseren ökologischen Inseln die kleinen Wildtiere an.“
Fast jede Fläche könne ökologisch aufgewertet werden, vom Garagenhof bis zur Wiese, betont Hildebrandt, von Berufs wegen Unternehmer, der sich mit der Stiftung ein Herzensprojekt geschaffenhat, wie er sagt. Vor allem Äcker ließen sich gut an die Wildnis zurückgeben, „da sie praktisch keinen ökologischen Wert haben und außerdem noch CO2 emittieren“
Die Stiftung mit Sitz in Schkopau wurde im September 2021 gegründet und finanziert sich eigenen Angaben zufolge über Spenden. Nachdem anfangs Flächen in Sachsen-Anhalt gekauft wurden, sei sie inzwischen in fast jedem Bundesland mit einem Erdheilungsplatz vertreten, so Hildebrandt.
„Und wir stehen immer noch am Anfang. Wir wollen mit Hilfe unserer Spender und Erdhelfer sehr viel mehr Flächen der Natur zurückgeben.“
Die nächsten Projekte im Harzkreis sind für das Selketal und in der Gemarkung Ballenstedt geplant, dort habe die Stiftung aktuell noch Angebote. „Das sind jeweils größere Flächen. Dafür müssen wir noch erhebliche Spenden einsammeln.“
Von Rita Kunze - veröffentlicht von der Stiftung Erdheilungsplätze mit freundlicher Genehmigung der Mitteldeutschen Zeitung